ABiD startete mit zweitägiger Auftaktveranstaltung am 14./15.08.2020 in die zweite Etappe des Projektes „Verbesserung der politischen Partizipation des ABiD e.V.“
Am 14. August 2020 lud der Allgemeine Behindertenverband in Deutschland „Für Selbstbestimmung und in Würde“ e.V. (ABiD) den Vorstand, Vertreter aus allen Landesverbänden und weitere Multiplikatoren zu einer zweitägigen Auftaktveranstaltung seines Projekts „Verbesserung der politischen Partizipation des ABiD e.V.“ in das Jugendgästehaus am Hauptbahnhof in Berlin ein. Mit dabei auch die Vorsitzende des unlängst gegründeten Allgemeinen Behindertenverbandes Bayern, Patricia Koller. Im Mittelpunkt des Projektes steht das Ziel, Mitglieder des ABiD und seiner Landesverbände für die Ausübung von ehrenamtlichen Funktionen im Verband sowie die Arbeit in Gremien in Bund, Ländern und Kommunen zu gewinnen und zu qualifizieren. Auf diesem Weg soll die politische Mitbestimmung von Menschen mit Behinderungen und ihren Organisationen im Sinne von Artikel 4 und 29 der UN-Behindertenrechtskonvention gestärkt werden. Das Projekt begann am 1. April 2020, hat eine Laufzeit von drei Jahren und wird vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales aus dem Partizipationsfonds gefördert. Für das Projekt stehen dem ABiD insgesamt rund 175.000 Euro zur Verfügung. Das Projektteam, bestehend aus dem ehrenamtlichen Vorstand André Nowak sowie den beiden angestellten Mitarbeiterinnen Sina-Sophie Stern (Projektleiterin) und Petra Heidrich (Organisation & Finanzen) stellten zum Beginn die Ziele, Aufgaben und Vorhaben bei der Umsetzung des Projektes vor und zur Diskussion. Ein Schwerpunkt war dabei die Nachwuchsgewinnung für ehrenamtliche Verbandsfunktionen. Die Bedeutung und Potentiale der Öffentlichkeitsarbeit des ABiD für die Mitgliederbindung und Stärkung seiner Außenwahrnehmung als Selbstvertretungsorganisation wurden durch Siegurd Seifert, freier Journalist in Berlin, und Dr. Detlef Eckert, langjähriger Vorsitzender und derzeitiger Ehrenvorsitzender des ABiD, aufgezeigt. Nicht nur die Impulsreferate zur Öffentlichkeitsarbeit, sondern auch die Einblicke in Arbeit der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt offenbarten neue Partizipationsmöglichkeiten für den ABiD. Katarina Peranic stellte als gerade erst berufene Vorständin der Bundesstiftung die Digitalisierung als ein Schwerpunktthema vor. Die am 23. Juni 2020 auf Beschluss des Bundestages gegründete Stiftung hat ihren Sitz in Neustrelitz und ist ein gemeinsames Vorhaben der Bundesministerien für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), des Innern, für Bau und Heimat (BMI) sowie für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und hat ein jährliches Budget von 30 Millionen Euro. Eindrucksvoll schilderte Prof. Dr. Swantje Köbsell, Professorin für Disability Studies an der Alice-Salomon Hochschule in Berlin, in einem historischen Abriss den Paradigmenwechsel in der Behindertenpolitik Deutschlands von 1945 bis heute vom Objekt der Fürsorge hin zu Selbstbestimmung und Teilhabe. Die maßgebliche Verantwortung der Selbstvertretungsorganisationen in der Behindertenpolitik für diesen Prozess bestärkte den ABiD, die Aufarbeitung der Geschichte der Behindertenbewegung in der DDR sowie der eigenen dreißigjährigen Verbandsgeschichte als zeitnahes Projekt zu forcieren. Anschließend zeigte der langjährige Bundestagsabgeordnete und Ehrenvorsitzende des ABiD, Dr. Ilja Seifert, auf, welche Möglichkeiten der politischen Partizipation für Selbstvertretungsorganisationen von Menschen mit Behinderungen in der Politik im Allgemeinen und als selbst aktiver Parlamentarier bestehen. In diesem Rahmen betonte er, wie wichtig Schulungen von Selbstvertretern für die wirksame politische Partizipation von ihren Selbstvertretungsorganisationen seien. Als Beispiel für wirksame politische Partizipationsmöglichkeiten des ABiD stellten die Vorstandsmitglieder Marcus Graubner und Klaus Heidrich die Grundlinien für eine ABiD-Kampagne „100 Prozent barrierefrei“ vor. Grundlage für diese Kampagne soll ein Forderungspapier des ABiD an die Politik sein, das Forderungen zur Barrierefreiheit in den Bereichen Wohnen, öffentliche Infrastruktur, Gesundheit und Mobilität enthält. Unter dem Stichwort „Partizipation“ präsentierte Ilja Seifert am Abend von ihm geschaffene politische aber auch erotische Lyrik aus drei Jahrzehnte. Auf besonderen Anklang stießen bei den Tagungsteilnehmern die Zeilen:„Chaos ist’s, was unsre Welt Im Innersten zusammenhält.“aus seinem gerade erst neu erschienenen Band und Gedicht „Lob des Chaos“.Erstes Fazit: Ein gelungener Auftakt mit vielen Anregungen, wie der ABiD auch mit Unterstützung durch das Projekt seine politische Partizipation in Bund und Ländern wirksamer gestalten kann.