Pressemitteilung des ABiD e.V. Berlin, 05. April 2025
Behindertenhilfe in Sachsen-Anhalt vor dem Kollaps – ABiD kritisiert planlose Neuausrichtung scharf
Mit großer Sorge beobachtet der Allgemeine Behindertenverband in Deutschland e.V. (ABiD) die aktuellen Entwicklungen in der Behindertenhilfe des Landes Sachsen-Anhalt. Anstatt tragfähige und inklusive Strukturen auszubauen, erleben wir derzeit das Gegenteil: bewährte Einrichtungen werden geschlossen, ohne dass tragfähige Alternativen in Sicht sind.
Besonders drastisch zeigt sich dies am Beispiel der geplanten Schließung des Wohnheims Vinzelberg im Landkreis Stendal. Diese Entscheidung ist nicht nur eine sozialpolitische Fehlleistung, sondern eine menschliche Katastrophe – für die Bewohnerinnen und Bewohner ebenso wie für die Mitarbeitenden.
Der Inklusionsbeirat Stendal hat sich bereits an die zuständige Sozialagentur gewandt. Die Rückmeldung fiel jedoch vage und unkonkret aus – ein weiteres Indiz für das Fehlen eines durchdachten Konzepts.
Der ABiD fordert daher mit Nachdruck: Beenden Sie diesen Irrweg! Statt willkürlicher Strukturauflösungen braucht es endlich ernsthafte, partizipative Prozesse, in denen gemeinsam mit Menschen mit Behinderung, ihren Angehörigen und Fachkräften Lösungen für eine zukunftssichere, menschenwürdige Behindertenhilfe entwickelt werden.
Unser Appell richtet sich an die Mitglieder des Landtages und insbesondere an die Landesregierung Sachsen-Anhalts: Die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention ist kein Kann, sondern ein Muss – auch und gerade in Sachsen-Anhalt.
Dass parallel zur Demontage der Behindertenhilfe nun eine neue Marktüberwachungsbehörde als Konsequenz aus dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz aufgebaut wird, ist ein starkes Stück Symbolpolitik – und lenkt nicht vom akuten Versagen im Bereich der Unterstützungsangebote ab.
Noch Fragen? Wir haben viele.
ABiD e.V. – Für eine inklusive Gesellschaft ohne Ausgrenzung.
Marcus Graubner
Vorsitzender
Jörg Polster
Pressesprecher